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Kurzporträt: Rosemarie Fret

IN EINER FOTOGRAFENFAMILIE geboren zu werden, heißt, schon früh mit dem Auge Dreiäugleins vertraut zu sein. Ich erlernte diesen Beruf in der dritten Generation. Jedoch anders als damals zu ihrer Zeit hatte ich in der meinen reaktionsschnell zu sein, ja, oft sogar aggressiv, Eigenschaften, die ich – wie mir bald bewusst wurde – nicht besaß. Während ich noch ungläubig staunend verharrte, hielten andere schon die Kamera vor das Auge, und ihr motorisches Schnellfeuer war unüberhörbar. Ich bewunderte so manches dieser Bilder, aber mir hätte sich in diesem Moment mit dem Klicken meiner Kamera wie mit dem Schnippschnapp einer Schere ein Lebensfaden durchschnitten, der mich auf unerklärliche Weise mit dem Geschehen verband. So fing ich zu schreiben an.

Aus: Rosemarie Fret: Mit bloßen Augen. Romanstücke. Halle (Saale) 2010. Mit freundlicher Genehmigung von Rosemarie Fret
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Kurzporträt: Egbert Lipowski

„‚Hast du schon darüber nachgedacht, dass wir eines Tages in ein Altenheim müssen?‘, fragte Marie Paul. ‚Wir müssen uns anmelden, die Plätze werden immer knapper und teurer. Alte Leute sind überflüssig.‘“[1]

Diese wenigen Zeilen (Fortsetzung s. unten) aus dem Kapitel „Die durchtanzte Nacht“ des als Manuskript vorliegenden Romans „Die überflüssigen Alten“ von Egbert Lipowski zeigen bereits, wie sich der Autor in seinem aktuellen literarischen Schaffen der Problematik des Älterwerdens, Altseins und der Nichtreflexion des Themas in der Öffentlichkeit widmet.

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Lehrende am Institut für Literatur „Johannes R. Becher“: zum Beispiel Trude Richter, Gerhard Rothbauer, Georg Maurer

Eigensinn und soziale Alltagspraxis schlugen sich nur bedingt in Dokumenten nieder. Einer Literaturgeschichtsschreibung, die sich vorrangig auf administrative Papiere (also ideologische Einflussversuche und Zielvorstellungen) als Quellen stützt, muss diese Parallelität und Komplexität der DDR-Alltagsgeschichte entgehen. Offizielle Verlautbarungen und praktizierter Lehrbetrieb sind nicht deckungsgleich. Was die Studierenden am Literaturinstitut erlebten, war in starkem Maße abhängig von der Persönlichkeit ihrer Dozent*innen. Deren Ausstrahlung prägte den am Institut herrschenden Geist, wenn auch das Ministerium für Kultur auf den Lehrplan Einfluss zu nehmen versuchte und sich zeitweise Seminarunterlagen und Abschlussarbeiten vorlegen ließ. In Zeitzeugeninterviews kommen Absolvent*innen immer wieder wertschätzend auf Georg Maurer, Gerhard Rothbauer, Trude Richter, Peter Gosse, Hubert Witt oder Ralf Schröder zu sprechen.[1]Rothbauer unterrichtete u.a. Stilistik, Witt ab 1986 das Fach Weltliteratur. Siehe auch Hubert Witt: Leipziger Dichterschule, in: Sprache im technischen Zeitalter 116 (1990), S. 321–329. Der … Continue reading

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References

References
1 Rothbauer unterrichtete u.a. Stilistik, Witt ab 1986 das Fach Weltliteratur. Siehe auch Hubert Witt: Leipziger Dichterschule, in: Sprache im technischen Zeitalter 116 (1990), S. 321–329. Der Slawist Ralf Schröder unterrichtete als Gastdozent sowjetische Literatur. Er war von 1957 bis 1964 als politischer Häftling in Bautzen gewesen.